Offener Brief eines ehemaligen Schnarchers

Peter Eisele

Offener Brief eines ehemaligen Schnarchers
an alle Mitbetroffenen bzw. künftigen Benutzer von CPAP-Geräten
2. März 1999

Um zu demonstrieren, daß es sich wirklich lohnt, ein CPAP-Gerät für die eigene Gesundheit zu akzeptieren, habe ich den folgenden offenen Brief an Sie geschrieben, auch unter dem Aspekt des Abbaus von eventuell mehr oder weniger vorhandenen Hemmschwellen. Ebenso habe ich dabei an die Lebenspartner gedacht, weil sie die neue Situation oft mitzutragen haben.

Bis vor vier Jahren, ich war damals 56, wußte ich noch nicht, warum ich tagsüber immer so müde bei der täglichen Büroarbeit war. Ich fühlte mich zwar ausgeschlafen, doch um ca. 9.00 Uhr, 12.00 Uhr und 15.00 Uhr legte ich regelmäßig eine von mir nicht zu verhindernde Schlafpause ein. Die Kollegen amüsierten sich schon darüber und tuschelten hinter meinem Rücken. Mir war das alles sehr peinlich.

Zu dieser Zeit mußte ich wegen einer anderen Sache zur Überwachung ins Krankenhaus. Die Zimmerkollegen stellten fest, daß ich in der Nacht lautstark schnarchte und längere Atemstillstände (Apnoen) hatte Für sie hörte sich das alles sehr bedrohlich an und sie glaubten, daß ich das Atmen einstellen würde. Da mir der Umstand nicht bewußt war, wurde die Stationsärztin von den Zimmerkollegen verständigt. Die Ärztin erkannte sofort den Behandlungsbedarf und meldete mich gleich in einem nahegelegenen Schlaflabor an. Kurze Zeit später wurde ich von dort zur Überprüfung eingeladen.

Drei Nächte verbrachte ich dort. Jede Nacht wurde ich an Kopf, Brust, Bauch und kleinen Finger mit einem Computer "verkabelt". Das tat nicht weh und die nötige Bewegungsfreiheit zum Schlafen hatte man auch. Der Computer zeichnete dann alle für die Diagnose wichtigen Werte auf und erstellte ein 12 Seiten langes Nachtprotokoll. Das Ergebnis war eine schwere Schlafapnoe mit sehr hoher Unterbrecherzahl pro Minute. Es wurde mir deshalb vom Schlaflabor ein sogenanntes CPAP-Gerät verschrieben, das die Atmung im Schlaf unterstützt und das Schnarchen verhindert. Wir benutzen ja auch Brillen, künstliche Zähne, Hörgeräte usw. als Hilfsmittel, die das tägliche Leben erleichtern und der Gesundheit dienen. Dieses relativ kleine Gerät saugt die Zimmerluft gefiltert an und führt sie dem Schläfer über einen Schlauch, sowie einen Luftbefeuchter (verhindert das Austrocknen der Nasenschleimhäute) und einer Nasalmaske zu. Es ist eine kaum spürbare, erstklassige Schlafhilfe.

Je nach Schwere der Atemunterbrecher wird das Gerät individuell im Druck eingestellt. Ein gleichmäßiges leises Zischen begleitet einen in den Schlaf. Da die Luft nur über eine Nasalmaske in den Körper gelangt und der Mund frei bleibt, ist die Angst des Erstickens unbegründet, denn im Notfall kann man ja den Mund öffnen. Allerdings ginge dabei die Wirkung der Luftschiene (Nasen/ Rachenraum), die das Schnarchen verhindern soll, verloren. Der Rachenraum würde erneut erschlaffen und das Schnarchen wieder beginnen. Beim Erschlaffen des Rachenraumes wird die Atmung stark erschwert, was oft zu explosionsartigen Geräuschen beim Ein- und Ausatmen führt. Diese unbewußten Höchstleistungen im Schlaf, vergleichbar mit einem Marathonläufer, lassen den Körper nicht entspannen und ausruhen, was zu den im Anfang beschriebenen täglichen Zwangspausen führte. Nach Benutzung des CPAP-Gerätes war das Schnarchen verschwunden und die Pausen am Tage auch.

Auf alles im Leben, was neu und ungewohnt ist, muß man sich einstellen, erst recht, wenn man Jahrzehnte ohne ein solches Hilfsgerät abends eingeschlafen ist. Ich glaube aber, daß positives Denken uns hier weiterbringt, denn das Gerät verbessert die Lebensqualität entscheidend. Das Risiko des Herzinfarkts und des Gehirnschlags kann dadurch vermindert werden, was das Lebensalter entsprechend verlängert. Die nächtlichen Toilettengänge wurden bei mir weitestgehend eingestellt, weil ich wieder tief schlafen kann. Noch ein Aspekt kommt bei mir hinzu. Einige Zeit später nach dem o.a. Krankenhausaufenthalt, mußte ich zu einer Operation ins Krankenhaus. Daran anschließend wurde ich im Aufwachraum vom Narkosearzt aufgefordert, mein Gerät gleich wieder zu benutzen, um die Nachwirkungen der Narkose schneller abklingen zu lassen. Genau dieses war richtig.

Hinweisen möchte ich noch auf die Selbsthilfegruppen, die sich zwischenzeitlich in ganz Deutschland gebildet haben und einem mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Zusammenfassend kann ich eindeutig festhalten, daß ich mich nach vier Jahren Erfahrung mit dem Gerät sehr wohl fühle und meine Lebensqualität sich enorm verbessert hat.

Herzliche Grüße von einem wieder glücklichen Menschen

Peter Eisele